Kulturbrauerei Berlin, Prenzlauer Berg
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- Okt, 02, 2015
- By Andrea Künstle
- Einsätze, Luftaufnahmen Berlin
Wer kennt sie nicht, die Kulturbrauerei Berlin, Prenzlauer Berg?!
Eine Institution voller Geschichte, voller Leben.
Ich dachte immer Bayern wäre der einzige wahre „Vorreiter“ in Sachen Bier. Falsch, zumindest was die Mengen der Herstellung anging, denn das war Berlin. 1914 gab es in Berlin 110 Brauereien und die weltweit größte war von 1920 -1940 die Schultheiß Brauerei. Ursprünglich von einem Apotheker gegründet, nach 10 Jahren an Schultheiß verkauft und nach Etablierung der Marke dann an den Sohn eines reichen Tuchmachers veräußert, an Adolf Roesicke, der zwar keine Ahnung von Bier hatte, aber von Marktwirtschaft.
Die ersten Brauereien gab es um den Alexanderplatz, als sich aber die Brauart änderte um 1830, wich man auf den Barnim im Nordosten und den Teltow im Süden aus. Man brauchte jetzt Keller um das Bier für die Gärung zu kühlen und hier auf den kleinen Hügeln neben dem Urstromtal der Spree, fand man entsprechende Möglichkeiten. Bislang gab es hier nur Ackerflächen und jede Menge Windmühlen (Windmühlenberg). Jetzt konnte man also das ganze Jahr Bier ausschenken. Das Bier der früheren Brauart (obergärig) hatte man nicht lange lagern können und so verlor man in den Jahren davor im Sommer oft die Kunden an die Schnapshersteller. Zurück auf das Bier kam man eher selten.
Man holte bayerische Bierbrauer aus dem Süden. Sie wußten wie das funktionierte mit dem Brauen, wie die Keller gebaut werden mußten, wie man ein schmackhaftes, lagerfähiges Bier herstellte.
Ein riesiger Eisblock, im Winter in Stücken geerntet und hier gestapelt, kühlte den Raum. Dazu wurde eine dicke Decke mit einer dünnen Decke verblendet. Eine Art Thermokonstruktion, wie in einer Thermosflasche.
Schultheiß Brauerei, heute Kulturbrauerei Berlin, Prenzlauer Berg
Während des Krieges wurden hier von ca. 50 Zwangsarbeitern durch Telefunken Funkanlagen gefertigt. Ein weiterer Teil wurde zu einem Luftschutzkeller ausgebaut mit Betten und der in fast allen Bunkeranlagen noch zu findenden Luftschutzfarbe. Die war und ist! fluoreszierend. Wenn also das Licht ausfällt findet man sich noch eine Weile zu Recht in den Räumen. Obwohl die Waffen am 2. Mai in Berlin nieder gelegt worden waren, kämpfte man hier noch bis zum 4. Mai. Generäle hatten sich hier verschanzt und ermordeten mind. 12 Personen, die kapitulieren wollten, im Hof der Brauerei. Vermutlich erhofften die hochrangigen Offiziere sich hier noch eine Fluchtmöglichkeit aus Berlin. Der Architekt der Gebäude mit den roten Ziegeln war übrigens Franz Schwächten, der Erbauer der Wilhelm-Gedächtnis Kirche und des Anhalter Bahnhofs. Letztere war wahrscheinlich Vorlage für die Architektur. Der damlige Bestizer war, wie bereits erwähnt, kein Brauereimeister, aber ein Wirtschaftsgenie. Seine Kontakte und Vernetzungen in die hohen Kreise waren großartig und so sollte hier eine Vorzeige- und Prestigeobjekt entstehen. Auch die Beschriftungen an den Gebäuden, in welchem was hergestellt wurde, stammen aus dieser Zeit.
Noch bis 1962 wurde hier Bier gebraut. Schon die DDR wollte aus den Gebäuden ein Kulturzentrum machen. Dann kam die Wende. Die Treuhand sanierte die Gebäude für 100 Millionen DM. Die sich ansiedelnden Gewerbe und Künstler sollten sich in ihren Strukturen unterstützen. So konnten auch kaum profitable Unternehmen, wie ein deutsch-russisches Theater oder auch ein behinderten Theater in die Räume einziehen.
Wir sind in die Luft gegangen um einmal zu sehen, wie der berühmte Prenzlauer Berg mit seinen damals „tot bringenden steinernen Mietskasernen“ von oben aussieht.