Energie Route Lausitz – Biotürme

Entlang der Energieroute in der Lausitz: die Biotürme in Lauchhammer!

In Berlin bewegen wir uns zu 100% ohne Auto. In den Sommermonaten ist das Fahrrad das beste Fortbewegungsmittel, in den Wintermonaten kommt schon mal der Nahverkehr dazu.
Jetzt wollten wir nach Lauchhammer. Ihr fragt euch wo das ist? Haben wir uns auch 🙂


Die Biotürme findet man in Lauchhammer und die wollten wir mit der Drohne aufnehmen.
140 km südlich von Berlin, 3h mit Bahn und Bus oder 1,5h mit einem Auto. Also haben wir ein Auto gemietet und haben uns auf den Weg gemacht. Die Landschaft wurde grün, noch grüner und schließlich sah man vor lauter grün nichts anderes mehr. Eine Straßenkurve und noch eine und dann tauchten sie plötzlich auf: die Biotürme!

Was für ein skurriler Anblick in dieser sonst so grünen Gegend.
Sie ragen wie riesige Pilze aus dem Boden.

Man kann sich kaum vorstellen, dass sie mitten eingebunden waren in ein 120 ha großes Industrieareal, die Großkokerei Lauchhammer.

Die ehemalige Großkokerei Lauchhammer!

Die Industrie der DDR benötigte Koks zur Herstellung von Stahl. Die großen Kokereien befanden sich aber vorwiegend im westlichen Teil Deutschlands und mit Beginn des Kalten Krieges wurden 1950 die Steinkohlenlieferungen aus West-Deutschland über Nacht eingestellt.

1 Jahr später gelang es aus Braunkohle Koks herzustellen. Dieser Koks kam weltweit erstmalig zur Erzeugung von Roheisen aus Eisenerz zum Einsatz.

In der Rekordzeit von nur einem Jahr wurde mit etwa 12.000 Arbeitskräften die Kokerei erbaut.

Die Anlagen der Kokerei Lauchhammer mit ihren 96 qualmenden Schloten dominierten das Stadtbild von Lauchhammer. Neben dem Koks, von dem jährlich über eine Million Tonnen erzeugt wurden, fiel auch eine ganze Reihe von Nebenprodukten an: Teer, Leichtöl und Rohphenol sowie Stadtgas. Die Kokerei Lauchhammer war zeitweise der größte Stadtgaserzeuger der DDR. In der Kokerei waren bis zu 1.200 Produktionsarbeiter beschäftigt, davon rund 40 Prozent Frauen. Mit der Wende und der Einheit Deutschlands war die Verkokung der Braunkohle nicht mehr wettbewerbsfähig und ökonomisch vertretbar. Die Produktion wurde reduziert und schließlich eingestellt. Danach begannen die Abrissarbeiten.

Die Biotürme: Hungrige Bakterien im Turm!

Die 22 Meter hohen, mit Schlacke gefüllten Biotürme waren in sechs Vierergruppen zusam- mengefasst. Die Reinigungswirkung basierte auf Stoffwechselprozessen von Bakterien: An der Hochofenschlacke bildeten sich mikrobielle Kulturen, die Schadstoffe wie Eisen oder Phenolverbindungen aus dem Industriewasser abbauten.

Heute stehe die Biotürme unter Denkmalschutz. Das Gelände der Kokerei wurde zu einer parkähnlichen Landschaft umgebaut und am nördlichen Rand befindet sich heute ein Solarkraftwerk.


So, ich kenne mich zwar nicht so gut aus mit Bakterien und Pilzen aber beides sind Mikroorganismen und deshalb finde ich den Vergleich, dass die Türme wie Pilze aus dem Boden ragen irgendwie besser als sie hochtrabend :-), wie es auf vielen Webseiten zu finden ist, mit „Castel del Monte der Lausitz“ zu bezeichnen.

Die Biotürme, ein einmaliges Industriedenkmal,  findet man übrigens entlang der Energie Route Lausitzer Industriekultur.

Ein 500km langer Rund-Radweg durch eine bewegte Landschaft. Vorbei an imposanten Tagebauen wie dem F60, malerischen Orten und Industriekultur.

Hier schon mal ein atemberaubender Ausblick auf die Reste dieser Industrielandschaft: 360° Panorama Lauchhammer Biotürme:

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